Immer wieder stolpert man als wissenschaftlich interessierter Leser über dubiose Statistiken oder pseudowissenschaftliche Hinweise in den Medien, die einem die Frage aufdrängen, woher diese Informationen stammen und ob das alles überhaupt so richtig ist. Mit Formulierungen wie „wissenschaftliche Untersuchen haben gezeigt..“ oder „laut neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen..“ werden hin und wieder populistische Schlagzeilen gemacht, die in etlichen Fällen schlecht recherchiert oder masslos übertrieben dargestellt sind. Dabei ist es überhaupt nicht problematisch, wenn ein Journalist ein wissenschaftliches Thema massentauglich aufbereitet, oder sich dabei irrt, allerdings wird es kritisch, wenn dahinter Interessen Dritter zu vermuten sind, die die Neutralität der Medien in Frage stellen. Ohne paranoid zu werden, kann man mit ein Paar Analysen etliche dieser Fälle sofort erkennen.
Der britische Arzt und Journalist Ben Goldacre hat es sich zur Aufgabe gemacht, solche Fälle aufzuklären und anzuprangern, aber auch Lesern, die nicht ganz so tief in der Materie stecken wie er, Werkzeuge an die Hand zu geben, um derartige „schlechten Wissenschaften“ zu entlarven. Ein gesundes Misstrauen ist hierbei eine wichtige Voraussetzung. Danach müssen gewisse wissenschaftliche Basisvorraussetzungen geprüft und angegebene Referenzen gecheckt werden. Mit ein paar einfachen Tests läßt sich so mancher wissenschaftliche Artikel als fragwürdig entlarven.
In seinem 2008 veröffentlichten Buch „Bad Science“, sowie in der gleichnamigen Kolumne der Tageszeitung „The Guardian“, beschreibt Goldacre etliche Beispiele, wie in der Vergangenheit aus Wissenschaft Mumpitz gemacht wurde. Dies reicht vom Ausnutzen sogenannter wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Vermarktung von Pharma-Produkten, über das Anpreisen von fragwürdigen Ernährungstipps, bis hin zu der medizinisch unbegründeten Panikmache vor Schutzimpfungen, durch die zum Beispiel ausgerottete Krankheiten wie Masern und Mumps plötzlich wieder auftauchen. Sein Motto lautet daher:
Womit nicht gemeint ist, dass Wissenschaft furchtbar kompliziert sein muss, sondern dass gezielte Vereinfachungen und Zuspitzungen von wissenschaftlichen Erkenntnissen häufig zum Aufpeppen einer Story missbraucht werden und damit großen Schaden anrichten können. Vorsicht ist also geboten und das Hinzuziehen „echter“ Experten angeraten, um nicht selbsternannten unqualifizierten Gurus auf den Leim zu gehen.
Zum Beispiel werden aus korrekten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen bei oberflächlicher Behandlung des Themas leicht falsche Schlüsse gezogen. Das kann natürlich den Besten von uns passieren, allerdings sollten dahinter keine wirtschaftlichen Interessen stehen, die ein bestimmtes Ergebnis von vornherein bevorzugen.
Wer ein aufmerksamer Leser ist und gerne ein paar Ratschläge haben möchte, um gezielt gute von schlechter Wissenschaft unterscheiden zu können, dem sei das Buch „Bad Science“ (erschienen 2008), sowie dessen Nachfolger „Bad Pharma“ (2012) und „Die Pharma-Lüge: Wie Arzneimittelkonzerne Ärzte irreführen und Patienten schädigen“ (2013) wärmstens empfohlen. Ausführlichere Versionen der Kolumne in der Zeitung „The Guardian“ mit Leserkommentaren, sowie weitere aktuelle Informationen erscheinen auf der Website badscience.net.